Übernachtung der Schulanfänger 2018
Liebes Schulkind,
deine erlebnisreiche Waldkindergartenzeit ist nun zu Ende, und für dich beginnt ein neuer Lebensabschnitt als Schulkind. Gemeinsam durften wir mit dir viele schöne Tage im Wald erleben. Ein herzliches Dankeschön dafür. Wir haben zusammen gesungen, gespielt, gelacht, geweint, geschnitzt, uns Geschichten erzählt, Lager mit Brettern und Decken gebaut, spannende Experimente und Wanderungen und noch vieles mehr unternommen. Ja, und wie du weißt: “Alles hat seine Zeit…”. Und wie jedes Jahr wurdest auch du als baldiges Schulkind auf eine ganz besondere Art und Weise aus deiner Waldkindergartenzeit verabschiedet.
Am letzten Kindergartentag bist du mit allen Kindern und Begleitern durch den Wald zur großen Wiese gewandert und hast viel über das Leben der Brieftauben und ihren Orientierungssinn erfahren, ein Nest mit Gelege begutachtet, die Tauben beobachtet und vielleicht sogar eine gestreichelt. Du hast deiner Taube, es waren ja so viele Tauben wie Schulkinder, nämlich 15, bevor sie losgeflogen ist, einen Wunsch mit auf ihren Weg gegeben und ihr nachgewunken – alles Gute auf deiner Reise, liebe Taube. Und auch wir machten uns auf den Heimweg zum Waldsofa, zu einer kleinen Abschiedsrunde.
Nach der Mittagspause zuhause war es dann soweit: Lang ersehnt und mit viel Vorfreude bist du dann nachmittags zum Übernachten mit Sack und Pack in den Wald gekommen. Ja, und nachdem du dich von deinen Eltern verabschiedet hattest, gings auf Abenteuerreise mit vielen interessanten Stationen – immer wieder gab es etwas zu entdecken und Rätsel zu lösen. Aufregend war dann deine Suche nach den Dingen, die ihr ganz fix erraten habt. Schlampermapperl, Bleistift, Radiergummi, Sorgenfresser, Zwerg, Gummibärchen, Block.
Gut gerüstet mit diesen schönen Geschenken ging dein nun Weg bergab, bergauf, über Stock und Stein und Wurzelgeflecht, zu einem Bachlauf, der heuer leider nur wenig Wasser führte, aber dennoch für Abkühlung sorgte und die Melonen, die darin zu finden waren, gut kühlte. Nach der kleinen Stärkung, Rutschen und Springen von den Waldhängen, stelltest du fest, dass dies ja ein sehr langer Weg war und jetzt alles wieder zurück – oje, da hatten wir doch mindestens an die vier Kilometer zurückgelegt. Aber da hörtest du auch schon die Geräusche von Autos, die sich rückwärts langsam den steilen Hang herabbewegten – welche Freude. Bärbel und Susanne hatten ihre Autos versteckt und deine Rückfahrt war gesichert. Lustig singend gings zurück zu unserem Waldkindergarten.
Während die Waldleute unser leckeres Abendessen vorbereiteten, hast du dich mit allen anderen Kindern schon im Kreis versammelt, um die alte Kunst des Feuerschlagens zu probieren. Ein trockenes, kleines Vogelnest wurde ausgepackt, mit dem Innenleben von Rohrkolben und Birkenrinde gefüllt. Du hast kleine, feine Äste gesammelt und rundherum gelegt und zu guter Letzt den vorbereiteten Zunderschwamm draufgelegt. Feuerstein und Schlageisen wurden rumgereicht und du durftest ausprobieren. Jubel und große Freude, denn du konntest mit dem Schlageisen aus dem Feuerstein kleine und größere Funken hervorzaubern.
Immer wieder fielen kleinere Funken auf das Vogelnest, und der Geruch von Rauch stieg uns in die Nase. Endlich fiel ein Funke auf den Zunderschwamm und glühte, leider gelang es uns trotz vorsichtigen Pustens nicht, ein kleines Feuer in Gang zu setzen, da die Nachtfeuchtigkeit schon zu spüren war. Dennoch war es für uns alle ein spannendes Erlebnis. Dein Hunger war groß und das wunderbare Abendessen schmeckte dir hervorragend; ein großes Dankeschön an deine Eltern für die leckeren mitgebrachten Speisen.
Ja, und dann wurde es erst so richtig aufregend. Immer wieder ein Blick zum Himmel zeigte uns, dass vielleicht doch noch ein paar Regentropfen fallen könnten. Dennoch hast du zuversichtlich deinen Schlafplatz unter freiem Himmel vorbe-reitet; zu fortgeschrittener Stunde wurde es dann aber doch noch zum Umziehen ins Tipi bzw. musste ein Unterstand gebaut werden – abenteuerlich und spannend.
Aufregend war auch das Ziehen deiner Kraftkarte und das Wissen um deren Bedeutung, zumal dabei immer wieder ein Käuzchenruf zu hören war. Eine Nachtwanderung im Dunkeln durfte natürlich nicht fehlen und du warst mehr als erstaunt, wieviel man in der Nacht ohne Taschenlampe sehen kann. Die Mutprobe, mit einem schwarzen oder weißen Tuch um den Körper gelegt und zu zweit in die Dunkelheit zu gehen, haben fast alle Kinder erlebt. Spannend war, wie lange man die weiße bzw. schwarze “Gestalt” erkennen konnte. Warst du mit dabei oder hast du diese Zeit schon kuschelig in deinem Schlafplatz verbracht?
Ganz besonders spannend war für dich das kleine Feuerwerk mit unseren Zauberbrillen: Viele Herzen flimmerten durch den nächtlichen Wald und mit diesem schönen Bild machtest du es dir auf deinem Nachtlager gemütlich. “Schlaf gut und träum was Schönes”, flüsterten wir dir noch ins Ohr und legten uns auch in unsere Schlafsäcke. Nach einer ruhigen Nacht, aber dennoch sehr früh für uns alle, mischten sich Kinderstimmen und Vogelgesang und die kurze Nachtruhe war vorüber.
Nach und nach krabbelten wir aus unseren Schlafsäcken und versammelten uns zu unserem ersten Frühstück: frisch gebackene Pfannkuchen mit selbstgemachter Marmelade und Nutella – einfach nur hmmm! Ja, und dann ging’s zum großen “Waldsofa” zum Abschlussritual. Eingeleitet durch ein schönes Lied von Susanne packten wir die Räuchersachen aus und erzählten dir vom Räuchern und Segnen. Du wurdest abgeräuchert und mit einem schönen Spruch gesegnet. So ging eine gut gefüllte Zeit für dich zu Ende und ein neuer Weg kann nun frisch und munter beschritten werden.
Viele Stimmen von Eltern und Geschwistern waren bereits zu hören, und mit deinem selbstgeschnitzten Wanderstock machtest du dich mit den anderen Schulkindern langsam auf den Weg zum Schneckentor, wo du freudig von deinen Eltern erwartet wurdest. Nach dem Lied “Mögen Engel dich begleiten…” bist du stolz in die Arme deiner gerührten Eltern gelaufen, es war eine wunderbare Stimmung. Die Verszeile aus unserem irischen Segensspruch “Mög’ der Himmel vereinen dein Lachen und Weinen” fand in diesen Augenblicken unter freiem Himmel seine Bestätigung. Vergelt’s Gott für diesen schönen Moment.
Die mitgebrachten leckeren Sachen zum Frühstück wurden ausgepackt und mit Genuss verspeist, der starke Kaffee tat besonders dem Waldteam gut. Zufrieden und glücklich mit einem lachendem und einem weinenden Auge wurden die Eltern, für die nun auch die Kindergartenzeit zu Ende ging, mit einem Lied und einer gedichteten, passenden Strophe verabschiedet. Auf einem großen Poster konntest du erstaunt erkennen, dass es auf der ganzen Welt Schmetterlinge gibt, auf deren Flügeln alle Buchstaben und Zahlen zu sehen sind. Denk immer wieder mal daran, dass du in der Natur, im Wald viele interessante Dinge und Antworten auf deine Fragen finden kannst.
Ja, und dann gab es noch Abschlussgeschenke und du durftest das Bestimmungsbuch und deinen Fotokalender auspacken und stauntest über deine Bilder: “Wie bin ich doch gewachsen!” Noch lange verweilten wir gemeinsam in schönen Gesprächen und gemütlichem Zusammensein. Reich beschenkt, glücklich und zufrieden ging für dich deine Kindergartenzeit zu Ende.
Schee wars mit dir, herzlichen Dank für alles und … “Servus mach’s guat und verlier’ nie den Muat.”
Eine liebevolle Umarmung von deinen Waldbegleitern