Adventswanderung 2015

Carina Meier, 23 Jahre, aus Pany bei Luzein (Graubünden/Schweiz), war für ein paar Tage Gast im Waldkindergarten Schnecke und hat ihre Eindrücke und Gedanken, die sie zum Abschluss ihrer Hospitation bei der Adventswanderung gewonnen hat, in nachfolgendem Artikel zum Ausdruck gebracht:

Es ist Sonntag, 13. Dezember 2015, 13.30 Uhr. Die ersten Kinder springen erwartungsvoll und aufgeregt auf das für diesen besonderen Tag gestaltete Gelände ihres Waldkindergartens. Gefolgt von Mamas, Papas und Geschwistern, welche viele Leckereien mitbringen. Es ist der dritte Adventssonntag, und das Waldpädagogen-Team um Renate Nauert hat sich etwas Besonderes einfallen lassen für diesen Tag in der besinnlichen Zeit: eine Adventswanderung. Ein Vorhaben, das passender nicht sein könnte, denn ein Leitgedanke des Waldkindergartens Schnecke ist ja: Der Weg ist das Ziel.

Die Kinder sind fast vollzählig gekommen und Renate Nauert begrüßt alle mit einem schönen Adventsgedicht. Da ich fast die ganze Woche im Kindergarten zu Besuch war, weiß ich, mit welch großem Einsatz die Kinder für diesen Anlass Lieder geübt haben. Und schon erklingt das erste Lied. Die Kinder freuen sich, den Eltern zu zeigen, wie harmonisch ihr Chor in Begleitung einer Gitarre erklingt, zwischen den Bäumen und Lichtern im Wald. Es ist Zeit, sich auf den Weg zu machen – gespannt, was uns wohl alles erwarten wird auf der Wanderung.

Die ganze Woche wurde im Waldkindergarten vorbereitet. Es wurde gebastelt, gebacken und Vogelfutter zubereitet, welches heute zum Einsatz kommen soll. Auf dem Weg gibt es mehrere Stationen, wo Halt gemacht wird. Einmal dekorieren die Kinder Bäume mit ihren selbstgemachten Sternen, beim nächsten Stopp werden die Vögel beschenkt mit liebevoll zubereiteten Futtertöpfchen, welche mit Stolz und Sorgfalt an den Zweigen befestigt werden. “Kunibert und  Edeltraud”, das Zwetschgenmanderl und das Kletzenweiberl seine Frau, treffen wir unterwegs und erfahren von ihrem Schicksal, wie sie zunächst getrennt wurden, sich dann aber doch wiedergefunden haben.  Auch in der Weihnachtsbäckerei wird vorbeigeschaut – ein paar “Spitzbuben” warten schon aufs Probieren, ebenso wie die Bratäpfel, die es bei einer anderen Station zu verkosten gibt.

Das passende Lied darf natürlich nirgends fehlen, und da haben die Kinder immer das Richtige parat. Die Teammitglieder sollen dabei auch nicht zu kurz kommen und jeder darf ein Gedicht vortragen. Ich bin begeistert, wie die Erzieher es verstehen, die Kinder sowie die Eltern mitzureißen und die Gedichte mit viel Emotion lebendig zu machen. Nicht zuletzt zur Freude der Kinder gibt es zur Stärkung immer wieder ein Keks oder eine kleine Vitaminbombe. Ich bin erstaunt, wie alle Kinder mithalten und ihnen die Energie nicht auszugehen scheint. Nach mehr als zwei Stunden finden sich alle wieder auf dem Gelände des Waldkindergartens ein, wo inzwischen viele Lagerfeuer und Laternen brennen. Ein toller Anblick!

Ein Highlight wartet noch auf die Gemeinschaft: Feuerzangenbowle heißt die Attraktion! Ein lecker gewürzter Wein wird heiß gemacht, und mit gekonnten Handgriffen wird ein Zuckerkegel angezündet. Gespannt beobachten die Kinder das Geschehen, um den Moment nicht zu verpassen, wo das Ganze in blauen Flammen aufgeht und erstrahlt. In den Genuss des Getränks kommen allerdings nur die Erwachsenen…

Kuchen, Würstchen, allerhand andere Leckereien und warme Getränke für Groß und Klein werden genossen, ebenso wie die warme, herzliche Stimmung beim Zusammensitzen an den flackernden Feuern zwischen den Bäumen. Erstaunlich, wie die Kinder den Wald und jedes Schleichweglein in- und auswendig kennen und auch in der Dunkelheit trittsicher mit ihren Freunden den Abend mit Spielen ausklingen lassen. Nach diesem Nachmittag werden sie bestimmt alle sehr gut schlafen! Ein schöner Erfolg für alle Beteiligten. Das Wetter blieb trocken, und die Wanderung über die Waldwege war stimmungsvoll und abwechslungsreich gestaltet.

Zum Schluss möchte ich hervorheben, welchen Gedanken die Adventswanderung in mir ausgelöst hat. Der Impuls dazu war – DER WEG -.

Ein paar Worte, auf die ich beim Durchlesen des Konzepts des Waldkindergartens gestoßen bin: “Wege entstehen erst durch Gehen. Wenn wir uns in Bewegung setzen, bilden sich Wege, finden sich Weggefährten und Wegweisungen. Wir brauchen aber auch eine Portion Verwegenheit, wenn wir einen neuen Weg gehen.”

Die Kinder werden in diesem Waldkindergarten begleitet auf ihrem Weg, von einem Team mit großem Herz, in der Natur, wo jedem Einzelnen ein Platz der Geborgenheit und des natürlichen Lernens gegeben ist. Den Boden schaffen, um gestärkt und in seiner Kraft seinen Weg zu gehen, ist ein großes Geschenk. Die Adventswanderung symbolisiert für mich den Weg, den jeder große und kleine Mensch tagein, tagaus geht und die Freude und Leichtigkeit, die darin liegt, wenn man den Weg gemeinsam geht und ein gemeinsames Ziel im Herzen trägt.

Ein großartiger Nachmittag, in einer wunderbaren Umgebung, im Waldkindergarten- Langsam-Leben-Lernen. Danke, dass ich dabei sein durfte!

Eure Carina

 


Jan 10, 2016 | Kategorie: Wir feiern | Kommentare: keine | Tags:




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