Familienfest 2017: Auf Wanderschaft mit den Bremer Stadtmusikanten

Im Wald sind viele Räuber

Beim Familienfest des Waldkindergartens Schnecke ging’s heuer märchenhaft zu: Eltern und Kinder erlebten die Bremer Stadtmusikanten mal ganz anders. Nicht aus dem Grimmschen Märchenbuch, sondern ganz direkt als Schauspiel auf einer gemeinsamen Wanderung durch den Wald.

Eingeladen waren auch wir “Neuen”, für die im Herbst die Kindergartenzeit beginnt. Wir als Eltern waren nicht minder aufgeregt als unser Bub, packten Picknickkorb und Decke und machten uns auf zum Staatsforst Lärchengarten zwischen Griesbach und Haarbach. Vor dem großen Holztor rührte sich was. Die Kinder konnten es kaum erwarten, dass sich der schwere, rote Vorhang auftat, während die Eltern noch entspannt ratschten. Und wir verschafften uns einen ersten Überblick über das, was uns im September erwarten würde: Neue Leute, neue Umgebung, ein ganz neuer Abschnitt.

Immer dichter drängelten sich die Kinder vor dem Tor. Was da nur dahinter war? Noch ein klein wenig warten und Emanuel Blüml stimmte mit seiner Gitarre ein Liedchen an. Alle sangen mit. Wir nicht, da uns auch das Lied neu war. Dafür hörten wir zu und ahnten: Das wird was Schönes – heute und überhaupt. Und endlich, endlich öffnete sich der Vorhang. Heraus trat ein mittelalterlich gekleidetes Fräulein mit Tamburin und Schriftrolle. Die Kinder hielten den Atem an. Das war doch unsere Simone!

Auf guad Boarisch begann die nun, in Reimform das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten zu erzählen. Wir Eltern fanden das an so mancher Stelle ziemlich lustig – die Kinder und auch unser Bub hörten voller Spannung zu. Ein fröhlich gesungenes “Weida geht’s!” und los ging die märchenhafte Wanderung durch den Wald. An diesem Samstag im Mai war uns das Wetter wohlgesonnen, die Luft im Wald wunderbar frisch, das Grün der Buchen noch ganz zart und die Stimmung einfach schön. So ist das, wenn eine Horde großer und kleiner Menschen durch den Wald geht, nicht zu laut und nicht zu leise, dafür voller Erwartung.

“Das ist doch die Renate!”

Nach und nach lasen wir alle Tiere auf: Esel, Hund, Katze und Gockel, sagenhaft gespielt vom Kindergarten-Team. Und schließlich standen wir wieder vor dem Tor mit dem Vorhang. Die Kinder beschlich eine leise Ahnung: Dahinter konnten nur die Räuber sein! Und so war es: Mit wilden Bärten hockten sie um einen Tisch, auf dem sich Schweinshaxen, Radi, ein ganzer Gickerl, Brote und Kuchen türmten. Sie prosteten sich zu, dass die Maßkrüge knallten und lachten, dass die Äste zitterten. Bis ein Raunen durch die Kindermenge ging und endlich eines sagte: “Das ist doch die Renate!” Ertappt!

Mit so einigem schauspielerischem Talent wurden die Räuber von den Stadtmusikanten vertrieben, und wenn sie nicht gestorben sind… Jetzt aber! Die letzten Lachtränchen weggewischt und auf zum Picknick. Während sich das Kindergarten-Team die Räuberschmankerl schmecken ließ, breiteten Eltern und Kinder ihre Decken aus, öffneten die Picknickkörbe und stärkten sich ebenfalls nach dieser ganz einzigartigen Märchenstunde.

Auch wir genossen das Picknick im Wald. Unser Bub schloss sich geschwind anderen Kindern nach, immer auf der Suche nach einer Kraxelmöglichkeit. Und wir beide lernten andere Eltern kennen, erfuhren von der notwendigen und richtigen Ausrüstung, hörten gespannt beim Fachsimpeln über den besten Schuh oder die beste Regenjacke zu, lernten den Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen kennen und ehe wir uns versahen, gehörten wir zu den letzten, die den Wald verließen.

Noch ein persönlicher Dank an Renate, die uns mit ihrer herzlichen Art fest drückte, noch eine kleine Klettereinheit unseres Buben auf die Hainbuche am Tor und dann ging es heimwärts, hinaus aus dem Märchenwald und fast direkt hinein ins Bett. Die nächsten Tage gab es viel zu erzählen und zu erinnern. Klarer Fall – die Zeit im Waldkindergarten Schnecke wird für unseren Buben, aber auch für uns, eine sehr gute. Denn auch ohne Märchen ist dieser Wald mit diesen Menschen ganz zauberhaft – so viel wissen wir nun.

Eva Hörhammer


May 24, 2017 | Kategorie: Wir feiern | Kommentare: keine | Tags:




bottom